Ich habe eine neue Off Time Beschäftigung. Ein Psychologiestudum. Ja, genau – Psychologie.
(Nein, nicht klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse. ;) )
Ihr fragt euch vielleicht, was denn Psychologie mit Interaction Design oder meinem Lieblings-verhassten Begriff „User Experience Design“ zu tun hat.
Jede Menge!
Wir haben in erster Linie mit Menschen zu tun. Wir gestalten Benutzeroberflächen, die mehr oder weniger komplex sind FÜR Menschen. Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse, Ziele und Erwartungen, wie etwas funktioniert. Wir helfen Menschen dabei, mit der Technik zu kommunizieren, am besten ohne Sprachbarrieren. Auch genannt: Mensch Maschine Kommunikation.
Wir beraten aber auch Unternehmen, wie sie ihren Umsatz mit digitalen Produkten steigern können, und haben dafür einige Methoden um gewisse Dinge zu testen und anschliessend zu verändern. Aber auch hier geht es letztendlich wieder um den Menschen: den ‚happy customer‘.
Untersuchungsgegenstand der Psychologie ist das Erleben und Verhalten des Menschen und die Ziele sind das Beobachten, Erklären, Beschreiben und Verändern und das hat für Interaktionsdesign sowie UX Design sehr wohl eine sehr große Bedeutung!
Man schaue sich den Bereich Informationsarchitektur an (kognitive Schemata), Nutzererlebnisse beim Bedienen der Technik (Kognitionen, Mensch Maschine Kommunikation), oder auch Usability Testsituationen (Methoden).
Hier wird m. E. teilweise sehr viel pseudowissenschaftlich und auch unkritisch „herumgedoktert“ und interpretiert, aka jeder macht, was er will und/oder für richtig hält oder hört auf den nächsten selbsternannten „UX Ninja“ – (vgl u.a den exzessiven Gebrauch von toll & impressiv wirkenden Heatmaps im Remote Usability Testing). So stellt sich mir das immer mehr dar – bzw dies ist mein subjektiver Eindruck der Situation im Bereich „User Experience Design“.
Anyway, mein Interesse gilt in erster Linie
a) der kognitiven Psychologie, also: wie denken & orientieren sich Menschen, wie nehmen sie Dinge wahr wie funktioniert das Lernen / Problemlösen, was motiviert Menschen etc?
Dazu gehören auch die Mensch / Maschine Schnittstelle – hier arbeiten die Metaphern des „informationsverarbeitenden Systems“ in beide Richtungen – wir beziehen Erkenntnisse daraus, wie Maschinen funktionieren auf uns Menschen, und vice versa – so ganz verkürzt gesagt.;)
b) Die Sozialpsychologie lerne ich immer mehr lieben und schätzen – ein superspannendes Thema und natürlich auch auf das Web anwendbar. Man schaue sich nur mal die großangelegte Sozialwissenschaftliche Studie namens ‚facebook‘ an :D
c) Den wissenschaftlichen Methoden, Untersuchungsdesigns und zwangsläufig dann auch der Statistik (mit dem lustigen Programm SPASS ohne A, also SPSS)
Man muss sich natürlich auch mit den Nachbardisziplinen Philosophie und Kulturwissenschaften (und auch Biologie / Neurobiologie) beschäftigen und auseinandersetzen. Mit der Philosophie gerade am Anfang, wo es z.B um Erkenntnistheorie geht. Das gehört zwangsläufig dazu, gibt aber auch wichtigen theoretischen Background im kritischen wissenschaftlichen Denken und ist neben einem etwas – entschuldigung – mindf****g‘ Aspekt auch sehr sehr spannend. Nebenbei lernt man auch etwas über Descartes, Leibniz und Kant, darüber das wir nichts sicher wissen können und vor allem etwas über Logik.
Ich wünschte fast, in der Grundschule hätten wir in Mathe mit Logik (Philosophie) angefangen, da wird doch einiges klarer und es macht neugierig!
Ich studiere an der Fernuni in Hagen mit dem Ziel Bachelor of Science in Teilzeit.
Das heisst, ich mache von 12 Modulen ein Modul im Semester, was aber ein ganz schöner Aufwand ist. Man geht von ca 20 Semesterwochenstunden im Teilzeitstudium aus. (Good bye, week-end).
Das ist ein ganz normales Uni Studium, nur eben mehr oder weniger ohne die Präsenz an einer Universität, es gibt allerdings auch einige Präsenzveranstaltungen, die man bis zu einem bestimmten Zeitraum absolvieren muss.
Das Fernstudium verlangt sehr, sehr viel Selbstdisziplin, es ist nicht vergleichbar mit meinem FH Studium (da viel theoretischer und textlastiger) man benötigt einen super straighten Zeitplan, da die einzelnen Kurse eng getaktet sind und im Ein-oder Zweiwochen Rhythmus online von den Tutoren betreut und bearbeitet werden.
Das Erarbeiten der teils verworren wirkenden Texte, die gerade anfangs alle sehr zusammenhanglos wirken, raubt Zeit und erzeugt so manchen Hirnknoten. Aber es macht auch sehr viel Spass!
Was fehlt, ist teils der fachliche Austausch mit Kommilitonen, aber dafür gibt es moodle und auch Lerngruppen in fast jeder Stadt, denen man sich anschliessen kann.
Eingeschrieben bin ich ja schon länger, allerdings konnte ich die Klausur aus verschiedenen Gründen bis jetzt nicht mitschreiben (Einmal Panik, einmal Job sowie Umzug in eine neue Stadt etc…) Aber dieses Semester will ich die Klausur unbedingt mitschreiben!
Auf pressenter2exit schreibe ich oder verlinke ab und zu mal interessantes Material aus dem Bereich Psychologie – also zu den Dingen, die jetzt thematisch nicht so hier her passen (wie z.B Themen aus dem Bereich der Erkenntnistheorie, der Sozialpsychologie etc) oder wenn ich keine Zeit habe oder zu faul bin mir eine HCI Analogie dafür zu überlegen ;)
In diesem Sinne, bis bald hier wieder auf diesem Blog :)
Schreibe einen Kommentar