From Counterculture to Oligarch Culture: Die Tech-Bros und Trump

Elon Musk feiert Trump, Peter Thiel steckt Millionen in rechte Wahlkampagnen und Marc Andreessen träumt von „ungezügelten Märkten“. Die Tech-Elite des Silicon Valley scheint ihre früheren Ideale (freies Internet, digitale Demokratisierung, „Don’t be evil“) komplett über Bord geworfen zu haben. Wer die Mentalität des Silicon Valley oder auch Fred Turners einflussreiches Buch „From Counterculture to Cyberculture“ kennt, für den kommen diese Entwicklungen eventuell weniger überraschend. Was sich hier zeigt, ist nichts anderes als die konsequente Weiterentwicklung der „Californian Ideology“ (Barbrook und Cameron, 1995) – jener strangen Mischung aus freigeistigem Hippie Ethos und unternehmerischen Eifer der Yuppies und radikalem Marktliberalismus, die das Valley von Anfang an prägte. Schon früh zeigte auch Turner, wie sich die Kultur des Valley von einer rebellischen Gegenbewegung zu einem mächtigen Wirtschaftsfaktor entwickelte.

Wenn heute Tech-Milliardäre wie Elon Musk und Peter Thiel Donald Trump unterstützen, scheint das vielen erstmal absurd. Doch der Medienwissenschaftler Fred Turner hat in seiner Forschung gezeigt: Der Weg von der Hippie-Kultur zum Silicon Valley der Gegenwart folgt einer gewissen Logik.

Turner beschreibt in seinem Buch „From Counterculture to Cyberculture„, wie sich die frühe Szene des Silicon Valley aus der Gegenkultur (Hippies) der 1960er entwickelte – und dann selbst zum Establishment wurde. Genau diese Verwandlung sehen wir heute leider in noch radikalerer Form: Tech-Unternehmer, die früher gerne als „Vordenker“ galten, tun sich mit konservativen Kräften zusammen .

Ein BR-Artikel (vom November als Trump gewählt wurde) zeigt, wie Marc -the kid who could really go places-Andreessen ( ja ich liebe Wired Cover) in seinem „techno-optimistischen Manifest“ von „ungezügelten Märkten“ schwärmt. Gerne mal lesen, gibt wertvolle Einblicke in das Denken. Das klingt zwar erstmal irgendwie komplett anders als das, was die Hippies der 60er wollten – folgt aber einem ähnlichen Muster: Nämlich dem Glauben, dass man nur außerhalb bestehender Strukturen eine bessere Welt schaffen kann. Disruption wie man auch so schön sagt. Nur dass diese „bessere Welt“ heute nicht mehr in Hippie-Kommunen gesucht wird, sondern einfach in der kompletten Deregulierung der Wirtschaft.

Die von Fred Turner beschriebene Vernetzung zwischen Hippies (Gegenkultur) und späteren Yuppies der Tech-Szene war damals wichtig für den Aufstieg des Silicon Valley. Heute nutzen die „Tech-Bros“ ihre Verbindungen, um politischen Einfluss zu gewinnen – wie der Artikel an Beispielen wie Peter Thiel und David Sacks zeigt

Aber: Diese Entwicklung betrifft vor allem die Tech-Elite. Die Mehrheit im Valley – laut Artikel 70-80% – wählt weiterhin demokratisch. Der Stanford-Professor Adrian Daub sagt dazu: „Soweit links waren die nie.“

Turners frühe Analyse in seoinem Buch hilft zu verstehen, dass der aktuelle „Rechtsruck“ vielleicht weniger radikal ist, somdern eher die konsequente Weiterentwicklung einer Kultur, die sich vom Außenseiter zum Machtzentrum gewandelt hat – und nun nach noch mehr Einfluss strebt. Und die Ironie dabei: Die Disruption hat sich selbst disrupted.

In diesem Sinne: Do do do do do dodo do!

The Californian Ideology by Richard Barbrook and Andy Cameron (1995) https://www.metamute.org/editorial/articles/californian-ideology

Turner, F. (2008). From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Network, and the Rise of Digital Utopianism. University of Chicago Press. https://press.uchicago.edu/ucp/books/book/chicago/F/bo3773600.html

Bilder: Two Wired Covers from the 90s

https://coverjunkie.com/cover-categories/best-of-the-rest/wired-uk-21/ und https://de.pinterest.com/pin/743656957204095271/

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