Gestaltpsychologie beschäftigt sich mit den Phänomenen, Dinge als Ganzes wahrnehmen zu können,
statt alles in Einzelteile aufzusplitten. Wieso ist dies wichtig?
Grob gesagt geht es den Gestaltpsychologen nicht um einzelne Denkakte, wie das in der Zeit vor dem ‚Big Bang‘ der Gestalttheorie (ca 1913) der Fall war, sondern um das Zusammenspiel dieser Denkvorgänge, welches bestimmt, wie wir Dinge wahrnehmen um Dinge unbewusst nach bekannten Mustern vorstrukturieren und sortieren zu können und um Dauerreize im Hintergrund zu unterdrücken. Es wäre ja furchtbar wenn wir alles, also wirklich alles um uns herum gleichartig wahrnehmen – unser Gehirn wäre ständig mit diesen Dingen beschäftigt.
Gute ‚Gestalten‘ erleichtern also unser Zurechtfinden und Agieren in der Welt und senken den kognitiven Aufwand, den wir ohne diese unbewusste Vorsortierung hätten.
Das was da ‚draussen‘ in der Welt gilt, gilt natürlich auch für User Interfaces, also Mensch Maschine Schnittstellen, die von Menschen ohne viel ‚Gedankenarbeit‘ bedient werden möchten.
Wenn wir erst überlegen müssen, gehört dieses Element / bzw diese Aktion und jenes Element/jene Aktion oder das und dies zusammen, weil es schlecht gestaltet wurde, und nicht klar erkennbar ist, welche Elemente zusammengehörig sind, müssen Menschen erst ‚hart‘ nachdenken um einen Zusammenhang zu erkennen.
Das hört sich jetzt vielleicht trivial an – ‚ach, so ein bisschen Nachdenken schadet nicht!‘ – mag man da denken – aber das kann auch fatale Folgen haben bei (Achtung, Drama!) Nutzerschnittstellen z.B wo es z.B um Leben und Tod gehen kann wie bei Herz Lungen Maschinen, oder in Flugzeugen.
Zudem haben wir im Alltag oft keine Lust und keine Zeit uns mit schlecht gestalteter (und somit für uns aufwändiger und ‚arbeitslastiger‘) Software zu umgeben. Im Büro will Arbeit erledigt werden und man hat wirklich keine Lust, sich mit Fragen auseinanderzusetzen, wie jetzt was zusammengehört, weil es schlicht nicht ersichtlich ist.
Abb. 1 verdeutlicht die ‚Verletzung‘ des Gesetzes der Nähe bei einer Anmeldung zu einem Lexikon des Portals Hogrefe wunderschön wie ich finde. Nachzuvollziehen bei: https://portal.hogrefe.com/dorsch/de/startseite/ bei Eingabe eines Buchpins.
Somit fällt Gestaltpsychologie/ Theorie auch in den Bereich Usability und es lohnt sich, sich die gängigen Gestaltgesetze (s. Video) auf jeden Fall auch immer wieder beim Designprozess ins Gedächtnis zu rufen – und zwar unabhängig davon, was die persönliche Präferenz denn sein mag.
Schreibe einen Kommentar